Thronebreaker: The Witcher Tales
Der Einzelspieler-Ableger Thronbreaker besticht durch eine mitreißende Geschichte, die Erinnerungen an den großen Vorgänger aufkommen lässt.
Wisst ihr eigentlich wodurch Gerald (Witcher) seinen Titel 'von Riva' bekam? Tatsächlich wurde er von der Königin Meve von Lyrien und Rivien für seine Tapferkeit im Kampf gegen die Nilfgaarder Armee im Zweiten Nilfgaard Krieg zum Ritter geschlagen. Diese Königin spielt nun auch die Hauptrolle im neuen Qwent-Ableger Thronbreaker: The Witcher Tales der Witcher-Machern CD Projekt. Eigentlich wollte CD Projekt nur eine Einzelspieler-Kampagne für das aus Witcher 3 bekannte Kartenspiel Qwent entwickeln. Doch aus den vormals lose aneinander gereihten Kartenpartien, wurde nun eine eigenständiges rund 30 Stunden langes Spiel.
Geblieben sind die Qwent ähnlichen Kämpfe. Wobei sich das Regelwerk häufig an die Missionen anpasst und somit deutlich von den üblichen Qwent Online-Partien abweicht. Ob es nun ein Bandit ist, den ihr dingfest machen müsst, indem ihr seine Karte auf dem Spielbrett mit eigenen Einheiten lange genug umringt. Eine Belagerung, in der ihr euch erst durch ein Tor kämpfen müsst, um an die dahinter liegenden Einheiten zu gelangen. Oder ihr eure Soldaten vor einer Steinlawine retten müsst und dafür immer neue Geröll-Karten abwehrt, die sich auf euch zu bewegen. Auch gibt es Puzzleartige Herausforderungen, in denen ihr mit einem fest Vorgegebenen Deck, genau auf die richtige Weise spielen müsst, was häufig eine spaßige Abwechslung aber ab und an zu sehr ins ausprobieren (try & error) tendierte.
Zwischen den Kämpfen bewegt ihr euch in Diablo-Perspektive mit einer leichten Cellshading-Optik über recht detailliert verwüstete Gebiete, in denen ihr Ressourcen und Quests findet. Als Königin Meve, müsst ihr in Kriegszeiten zumeist schwerwiegende Entscheidungen treffen. Zum Beispiel ob sie gefangen genommenen Soldaten verspricht sie wieder frei zu lassen, im Austausch gegen Informationen. Solltet ihr das machen, sind eure Soldaten nicht gut auf euch zu sprechen, was zu geringerer Kampfkraft im nächsten Kampf führt. Allerdings erfahrt ihr so, wo die Gegner auf Verstärkung warten und ihr könnt diese Abfangen und dadurch die nächste größere Schlacht bedeutend erleichtern. Oder ihr entscheidet euch dafür euren Truppen zu erlauben sich bei den umliegenden Dörfer an deren Vorräten zu bedienen. Die so erbeuteten Ressourcen könnt ihr beispielsweise zum Aufwerten eures Lagers verwenden, wodurch ihr eure Kartendeck stärkt. Sei es durch Verbesserungen an Einheiten, Erhöhung der Kartenanzahl, die ihr in einen Kampf mitnehmen könnt oder freischalten neuer Einheiten. Auch trefft ihr während eurer Reise, unterschiedliche Begleiter, die sich euch anschließen können. Solltet ihr allerdings in späteren Missionen zu sehr von dem was diese Charaktere vertreten abweichen, müsst ihr damit rechnen, dass diese euch vielleicht wieder verlassen oder auch schlimmeres anrichten. Diese Mechanik ist besonders interessant, da ihr euer Deck meistens auf diese Begleiter und ihre Fähigkeiten auslegt. Damit ist es natürlich doppelt bitter, wenn einer von ihnen nicht mehr zur Verfügung steht und ihr eure gesamte Strategie umbauen müsst.
Anfänglich plätschert die Geschichte ein wenig vor sich hin, doch nach den ersten paar Stunden gibt es dann immer größere Einschläge und es wird tatsächlich wieder wie im großen Vorgänger. Einfach mitreißend und an einigen stellen durchaus überraschend, besonders mit Blick auf die Witcher Bücher. Der Krieg gegen Nilfgaard und die Schicksale, die damit bedingt werden, sind gut eingebunden. Leider gibt es nur wenige 'Zwischensequenzen' aber der Großteil der Story wird dafür über Text- & Bildeinblendungen in einem sehr Buch orientierten Stil erzählt. Es ist einfach etwas verwirrend, wenn der Erzähler immer wieder die Dialoge mit "sagte XYZ" unterbricht, statt den Dialog für sich sprechen zu lassen und das obwohl es für die Charaktere jeweils eigene Sprecher gibt. Aber das ist nur eine Kleinigkeit, an die ihr euch recht schnell gewöhnen werdet. Ansonsten ist das ganze sehr gut Vertont - ja auch in der deutsche Synchro.
Thronbreaker: The Witcher Tales kann ich jedem empfehlen, der im entferntesten etwas mit Qwent anfangen konnte und gerne mehr Geschichten aus dem Witcher-Universum erleben möchte. Wem in Witcher 3 beides egal war, wird womöglich zu wenig Rollenspiel-Fleisch an diesem Spiel finden, um glücklich zu werden.
Derzeit wird Thronbreaker ausschließlich über GOG für 25,89€ (Windows) angeboten. Ein wenig Cross-Promoten konnten sie sich auch nicht verkneifen, so bekommt ihr durch den Kauf von Thronebreaker für Qwent Crafting-Ressourcen und zwanzig Karten. Interessant ist für einige von euch vielleicht auch, dass sich zum Release von Thronbreaker recht viel bei Gwent getan hat. Dieses ist nun aus seiner Beta raus und hat selbst ziemlich viele Neuerungen erfahren (Stichwort: Umbau des Spielbretts, neues Progression-System).